Robin Seidl „Lebe den Moment.“
Philipp Waller „Jeder Tag an dem man nicht lacht, ist ein vergeudeter Tag.“
Robin Seidl und Philipp Waller, Österreichs Nummer 1 im Beachvolleyball ist Anfang März in die Turniersaison gestartet. In ihre wichtigste Saison, denn Olympia in Tokio steht vor der Tür.
Ihre gemeinsame Karriere starteten sie 2018 beim 3*Turnier in Haiyang 2018, wo sie die Goldmedaille gewannen. Bei der WM in Hamburg 2019 erreichten sie mit Platz 9 die beste Platzierung eines österreichischen Herrenteams. Im Vorjahr holten sie Platz 9 beim 4*Turnier in Doha, die Turniersiege beim HYPO NOE Champions Cup und beim FIVB Baden Open, sowie Bronze bei der Staatsmeisterschaft. Sie sind top vorbereitet, mega motiviert und freuen sich, wieder Turniere zu spielen.
Was macht die Faszination Beachvolleyball für euch aus? Robin: Das Spielen auf den schönsten Stränden und Turnieren der Welt ist für mich das Schönste am Beachen. Das Faszinierende an diesem Sport sind die vielen Aspekte: Das Ausspielen des Gegners, technische, taktische, körperliche Komponenten, Ausdauer, Stabilität und das Spiel mit dem Ball. Mental gesehen, ist es eines der schwersten Spiele, das nur im Team möglich ist. Weder du noch Dein Partner können ausgewechselt werden. (lacht)
Philipp: Für mich ist das Schönste am Beachvolleyballspielen, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf machen konnte. Und, dass ich durch meinen Beruf so viel von der Welt sehe und so weit herumkomme, macht für mich, meine Sportart aus.
Was zeichnet euch als Sportler aus? Welche besonderen Fähigkeiten helfen euch immer besser zu werden? Robin: Unsere Stärke ist die Koordination, das intuitive Zusammenspiel. Das hat von Anfang an sehr gut funktioniert. Unser Fokus ist Leistung und Effektivität. Ich möchte eine möglichst konstante Leistung erbringen und gleichzeitig möglichst effizient sein. Das heißt für mich, wenn ich am Court stehe, möchte ich zu 100 % fokussiert sein, mich nicht ablenken lassen, sondern mein Ziel immer vor Augen haben. Spielwitz, Spielverständnis und die Liebe zum Spiel, zeichnen mich aus.
Philipp: Ich bin ehrgeizig und konsequent. Wir sind beide sehr effektiv und leistungsorientiert. Das schweißt zusammen. Ich möchte immer das Meiste aus mir herauszuholen, sowohl im Training als auch bei Turnieren. Effektivität bedeutet für mich, in den Momenten, wo es drauf ankommt, meine Bestleistung auch unter Druck abrufen zu können.
Was bedeutet es für euch beim Olympischen Turnier dabei zu sein?
Robin: Olympia ist der Traum jedes Sportlers. Auch für mich. Das erleben zu können, ist einzigartig und unglaublich. Für mich geht es nun ins vierte Jahr der Vorbereitung in allen Bereichen, körperlich, mental und spieltechnisch. Ich bin froh, mit Phil einen Partner zu haben, mit dem ich es schaffen kann. Gemeinsam können wir Großes erreichen.
Philipp: Für mich ist Olympia das Turnier mit den 5 Ringen (lacht). Nein, im Ernst, auch wenn es natürlich jetzt bald spannend wird, ist für mich die Leistung beim nächsten Turnier am wichtigsten. Schritt für Schritt arbeiten wir uns so von Ergebnis zu Ergebnis vor, bis wir das nächste Turnier, dann hoffentlich in Tokio spielen werden.
Wie sieht bei euch ein typischer Trainingstag aus?
Robin: Es geht so gegen 9 Uhr ins Trainingscenter. Falls nur Balltraining am Programm steht, dann werden erst 1,5 h bis 2 h Ball trainiert. Anschließend wird geduscht und gegessen. Nach dem Essen steht dann eine Pause mit einem Mittagsnap oder Würfelpoker am Programm, oder eine Massage. Danach wieder 1,5 h bis 2 h Training. Gegen 17 Uhr geht es dann wieder Richtung heim, wo dann, je nachdem, noch weitergearbeitet wird oder alles easy ausklingt. Wenn Krafttraining, Fitnesstraining oder Mentaltraining ansteht, ersetzt das eine Einheit oder kommt dazu. Dehnen bzw. Ausradln wird nebenbei gemacht.
Wie verbindet ihr den Leistungssport mit eurem Studium?
Robin: Für mich war es immer wichtig, nebenbei noch etwas anderes außer den Sport im Kopf zu haben. Da kam ein Studium gut gelegen. Ich studiere Jus und habe kürzlich einen MBA in Business Administration & Sports abgeschlossen. Der Jus-Abschluss steht noch am Plan. Dazu muss man einfach dranbleiben und mit der gleichen Entschlossenheit und Effizienz arbeiten, wie daran, sich als Sportler zu verbessern.
Philipp: Für mich ist es nicht immer ganz einfach, mein Sport-Studium und Beachvolleyball miteinander zu verbinden. Aber, wie Rob meint, mit Zielstrebigkeit und Fokus lässt sich auch das schaffen.
Wie motiviert ihr euch zu Training oder Prüfungsvorbereitung?
Robin: Ich stelle mir das Gefühl vor, wie es sein wird, das Ziel erreicht zu haben. Dann kommen bei mir Motivation, Lust und Lockerheit von selbst. Ich will dann alles ganz perfekt und geradlinig machen. Das ist dann wie ein Spiel zum Ziel.
Philipp: Ich versuche, mir immer wieder alles etwas aufzuteilen und bei den einzelnen Aufgaben dann soviel Spaß wie möglich zu haben. Dann kommt die Motivation von ganz allein.
Ich habe gelesen, dass ihr auch sozial sehr engagiert seid. Während des ersten Lockdowns habt ihr im Rewe Zentrallager mitgeholfen. Ihr hättet in dieser Zeit auch trainieren können. Warum war es euch wichtig zu unterstützen?
Robin: Es ist ein schönes Gefühl zu helfen! Einen Beitrag zu leisten, um die Krise so schnell wie möglich zu meistern. Wenn das Bundesheer uns braucht, sind wir da und unterstützen sehr, sehr gerne.
Philipp: Es macht mir sehr viel Freude und auch Spaß zu helfen. Wir waren auch bei den Covid-Massentests und bei "Sport am Sonntag" für "Licht ins Dunkel" im Einsatz.
Ihr seid sehr athletische Sportler und verbringt abseits des Courts viel Zeit in der Kraftkammer. Welche Sportarten habt ihr schon aktiv betrieben?
Robin: Fußball und Tennis habe ich über Jahre hinweg wettkampfmäßig betrieben, Eishockey, Schispringen, Westernreiten, Tischtennis, Basketball und Volleyball.
Philipp: Tennis, Fußball, Eishockey, Basketball, Segeln, Kitesurfen, Skifahren und Snowboarden.
Welchen Tipp möchtet ihr angehenden Spitzensportlern geben?
Robin: Eine Grundkoordination in der Jungend aufzubauen, ist für alle Sportarten wichtig.
Philipp: Den Spaß an der Sache immer beibehalten, denke ich, ist eines der wichtigsten Dinge.
WORDRAP:
Meine Leidenschaft ist …
Robin: Das perfekte Spiel!
Philipp: Viel Sport machen! Und mit Freunden und Familie etwas unternehmen. Leider ist das im Moment nur sehr eingeschränkt möglich.
Die Stärke eines Beachvolleyballers ist …
Robin: Ich sehe in Stärke, mentale Stärke und als Beachvolleyballer ist diese doch sehr entscheidend.
Philipp: Ich denke, dass man jeden Tag vor neuen Herausforderungen steht. Genauso wie im Beachvolleyball vor anderen Gegnern. Und am Ende gewinnt der, der in der Situation den besseren Überblick behält.
Meine Hobbies …
Robin: Alles mit Ball, lesen immer mehr und schreiben auch immer mehr.
Philipp: Alles was mit Sport zu tun hat und Freunde treffen.
Ich bin ein Gefühls- oder ein Kopfmensch …
Robin: Beides!?
Waller: Eher Gefühlsmensch
Das darf in meinem Leben nicht fehlen …
Robin: Familie ... Falls ein Ding, dann der Ball.
Philipp: Freunde und Familie
1) Wie seid ihr zum Beachvolleyball gekommen?
Robin: Ich habe so ziemlich jede Sportart ausprobiert und dann irgendwann Beachvolleyball. Ich habe das Spiel sofort geliebt!
Philipp: Das ist eine lange Geschichte, hier ist die Kurzfassung. Über Umwege habe ich den Weg zur HIB Liebenau (Oberstufe) gefunden. Eigentlich wollte ich Basketball spielen. Als ich dann bei der Aufnahme-Prüfung war, habe ich vom Volleyballtrainer erfahren, dass es keinen Zweig mit Basketball gibt. Er hat mich gefragt, ob ich stattdessen Volleyball spielen möchte.
2) Was war der bisher schönste Moment eurer Sportkarriere?
Robin: Die Olympiaqualifikation für Rio 2016 zu schaffen, war einfach unglaublich. Aber auch den gemeinsamen Flow mit Phil zu erleben, ist ein Gefühl von absoluter Leichtigkeit, das man mit Nichts vergleichen kann.
Philipp: Das Schönste ist immer relativ, finde ich. Ich habe schon mehrere schöne Momente erlebt, aber definitiv zu den Schönsten zählen der 9. Platz bei der WM und der Tag an dem Robin mich angerufen hat, um zu fragen, ob wir gemeinsam spielen wollen. :)
3) Gibt es ein Sportidol aus eurer Kindheit?
Robin: Ich glaube über Roger Federer habe ich mehr als einmal ein Referat gehalten.
Philipp: Ich hatte nie EIN Idol. Es waren immer mehrere, die mich fasziniert haben. Vor allem aber nicht so bekannte Sportler, wie die Basketballer Allen Iverson und Nate Robinson.
4) Was ist euer Regenerationstipp?
Robin: Gut essen und gut schlafen.
Philipp: Gut schlafen, gut Essen und nach dem Training auf andere Gedanken kommen. Und Spaß haben!
5) Wie habt ihr das vergangenen Jahr erlebt? Wie habt ihr die Corona-Pandemie erlebt?
Robin: Es war ein Karussell der Emotionen. Turniere ja/nein, Olympia ja/nein, dann habe ich selbst Corona gehabt. Und dann wieder vorbereiten auf Olympia. Dazwischen Turniere in Österreich, die uns richtig viel gebracht haben und cool waren.
Philipp: Das war auf jeden Fall kein leichtes Jahr. Ich versuche mich nicht so hinein zu steigern, man kann die Situation leider nicht ändern.
6) Sportler müssen ja immer sehr diszipliniert sein. Welche Entbehrungen fallen euch am schwersten?
Robin: Oft passt alles wie es ist, dann fällt Nichts schwer. Manchmal hat man allerdings weniger Lust zu trainieren, fühlt sich müde oder will noch länger zuhause bleiben. Sich dann zu überwinden und trotzdem voll zu trainieren oder zum Turnier zu fliegen, ist nicht immer leicht.
Philipp: Ich würde sagen, am ehesten die Ernährung.
7) Was sind Eure Wünsche für 2021? Robin: Das Spiel im gemeinsamen Flow mit Phil genießen zu können.
Philipp: Mehr Turniere und weniger Covid-Tests. :D
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